Insbesondere in frühen Stadien ist Brustkrebs häufig gut behandel- und heilbar. Möglich macht dies das Zusammenspiel verschiedener Behandlungsmaßnahmen. Von „Axilladissektion“ bis „Zytostatika“: Verschaffen Sie sich einen Überblick über die gängigen Therapieformen.
Im interaktivenHeutzutage gibt es zahlreiche verschiedene Therapien, mit denen Brustkrebs in vielen Fällen erfolgreich behandelt werden kann. Erfolgreich heißt in diesem Fall, dass die Erkrankung dauerhaft geheilt wird oder der Tumor nicht weiterwächst. Mediziner sprechen hier von kurativen, das heißt auf eine Heilung abzielende Therapien. Hiervon unterscheidet sich eine palliative Behandlung. Diese findet Anwendung, wenn keine oder nur geringe Aussichten auf Heilung bestehen, beispielsweise wenn bereits Metastasen vorliegen. In diesen Fällen steht das Lindern von Beschwerden und Schmerzen im Vordergrund, um trotz fortgeschrittener Erkrankung eine bestmögliche Lebensqualität zu ermöglichen.
Wir möchten Ihnen auf dieser Seite einen Überblick über die zurzeit angewendeten Behandlungsoptionen bei Brustkrebs geben, die auch miteinander kombiniert werden können. Medizinische Fachgesellschaften geben in ihren Leitlinien Empfehlungen, welche Therapie bei welchem Brustkrebs eingesetzt werden sollte. Welche Behandlungsform bei Ihnen tatsächlich angewendet wird, entscheidet aber Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin im Rahmen der individuellen Therapieplanung gemeinsam mit Ihnen.
Die Entscheidung für eine Therapie ist immer eine gemeinsame Entscheidung zwischen Ihnen und Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin. Scheuen Sie sich nicht, Ihre Fragen zu Ihrer Behandlung zu stellen oder auch Ängste und Sorgen zu äußern. Die gewählte Behandlung sollte zu Ihrer Form des Brustkrebses ebenso wie zu Ihren individuellen Bedürfnissen und Wünschen passen.
In den meisten Fällen wird bei Brustkrebs versucht, den Tumor bei einer Operation komplett zu entfernen. MedizinerInnen bezeichnen dies als R0-Resektion. Jahrzehntelang war daher die operative Entfernung der gesamten Brust, die radikale Mastektomie, und der Lymphknoten der Achselhöhle (Axilladissektion) die Standardbehandlung. Heutzutage ist ein so radikaler Eingriff häufig nicht mehr nötig. Eine sichere Entfernung des gesamten Tumorgewebes ist inzwischen dank neuer Verfahren auch unter Erhalt von Brustgewebe möglich (Brusterhaltende Therapie, BET). ÄrztInnen entfernen hierfür während der Operation nur den Tumor und seine unmittelbare Umgebung, und prüfen während des Eingriffs, ob die Entfernung vollständig war. Hierfür wird Gewebe aus der Nähe des Tumors unter dem Mikroskop auf Krebszellen untersucht. So können auch Tumorreste, die für das bloße Auge nicht sichtbar sind, erkannt werden.
Auch die Lymphknoten der Achselhöhle werden nur noch komplett entfernt, wenn Voruntersuchungen gezeigt haben, dass der Krebs bereits dorthin gestreut hat. Eine solche sogenannte Axilladissektion kann häufig durch eine Bestrahlung ersetzt werden. Heutzutage wird häufig bei der Operation nur der Lymphknoten entfernt, der dem Tumor am nächsten ist. Weitere Lymphknoten werden nur entfernt, wenn unter dem Mikroskop Krebszellen in diesem sogenannten Wächterlymphknoten (Sentinel-Lymphknoten) gefunden werden. Meist schließt sich nach der Operation eine Strahlentherapie an, um möglicherweise im Körper verbliebene Krebszellen abzutöten.
Ist der Tumor zu groß oder hat er bereits die Brustwand befallen, kann es doch notwendig sein, das gesamte Brustdrüsengewebe, die Haut und meist auch die Brustwarze mit Warzenvorhof zu entfernen (modifizierte radikale Mastektomie). Erhalten bleibt dabei nur der darunterliegende Brustmuskel. In diesen Fällen gibt es verschiedene Methoden, die Brust nach oder schon in derselben Operation wieder aufzubauen.
Bei einer Strahlentherapie wird ionisierende Strahlung eingesetzt, die das Erbgut der Krebszellen, die DNA, schädigen, sodass diese sich nicht mehr teilen und vermehren können. Gesunde Zellen besitzen ein Reparatursystem, das die durch die Strahlen erzeugten Schäden reparieren kann. Tumorzellen sind dazu schlechter in der Lage und sterben deshalb ab. Mithilfe moderner Bestrahlungsgeräte ist es möglich, die Zielregion der Strahlen sehr genau einzustellen. Die Strahlen wirken dann nur in der Region des Tumors und gesundes, umgebendes Gewebe wird geschont.
Eine Strahlentherapie bei Brustkrebs schließt sich in der Regel an eine brusterhaltende Operation an (adjuvante Strahlentherapie), um möglicherweise im Körper verbliebene Krebszellen abzutöten. Sie kann auch eingesetzt werden, wenn der Tumor in der Operation nicht vollständig entfernt werden konnte und das Risiko für einen Rückfall (Rezidiv) besteht, wenn mehrere Lymphknoten in der Achselhöhle befallen sind oder wenn die Brust entfernt wurde. Auch bei Schmerzen durch bestimmte Metastasen, zum Beispiel Knochenmetastasen, kann eine Strahlentherapie zum Einsatz kommen.
Die Chemotherapie gehört zu den sogenannten systemischen Behandlungen, bei denen Medikamente eingesetzt werden, die sich im ganzen Körper verteilen und wirken. Bei den bei einer Chemotherapie verwendeten Wirkstoffen, den Zytostatika, handelt es sich um Zellgifte, die auf unterschiedliche Arten in den Zellteilungsprogress der Krebszellen eingreifen und so deren Wachstum stoppen oder die weitere Vermehrung hemmen. Da Tumorzellen sich besonders häufig teilen, werden vor allem sie durch die Zytostatika angegriffen, allerdings können auch gesunde Zellen geschädigt werden. Verabreicht werden die Medikamente bei einer Chemotherapie als Kombination oder Einzelsubstanz entweder als Infusion in eine Vene oder in Tablettenform.
Eine Chemotherapie wird meist in mehreren Zyklen von einer ein-, zwei- oder dreiwöchigen Medikamentengabe durchgeführt, an die sich eine medikamentenfreie Pause anschließt. Wie viele Zyklen Sie individuell benötigen, hängt von Ihrem genauen Befund ab.
Eine Chemotherapie kann sich als adjuvante Therapie an eine Operation anschließen, um verbliebene Krebszellen abzutöten und so ein Rezidiv bzw. die Bildung von Metastasen vorzubeugen. Kann ein Tumor aufgrund seiner Größe im Rahmen einer Operation nicht vollständig entfernt werden, wird eine Chemotherapie meist bereits vor der Operation, das heißt neoadjuvant, eingesetzt, um den Tumor zu verkleinern. Beim fortgeschrittenen Brustkrebs, der bereits Metastasen gebildet hat, kommt eine Chemotherapie in Frage, wenn die Erkrankung schnell fortschreitet, bei Hormonrezeptor-negativen Tumoren oder wenn eine Antihormontherapie bei Hormonrezeptor-positiven Tumoren nicht angewendet werden kann oder nicht erfolgreich war.
Während bei einer Chemotherapie die verabreichten Medikamente unspezifisch auf alle Körperzellen wirken, richten sich zielgerichtete Therapien gegen bestimmte Vorgänge, die für das Tumorwachstum wichtig sind. Sie zielen beispielsweise auf Botenstoffe von bösartigen Zellen ab oder hemmen bestimmte Signalwege innerhalb der Krebszellen. Ein Beispiel für diese zielgerichtete Therapie sind Immuntherapien, bei denen verschiedene Antikörper per Infusion gegeben werden. Diese richten sich gegen Rezeptoren auf der Oberfläche der Krebszellen, wie beispielsweise den HER2-Rezeptor. Eine Antikörpertherapie kann auch mit einer Chemotherapie als Chemoimmuntherapie kombiniert werden.
Andere zielgerichtete Therapien hemmen zum Beispiel das Wachstum der Blutgefäße, die den Tumor versorgen (Angiogenese-Hemmer) oder stören Signalwege der Zelle selbst (mTOR-Hemmer, CDK 4/6-Hemmer). Eine relativ neue Therapieoption sind PARP-Hemmer, die zielgerichtet ein Steuerenzym für die Reparatur von DNA-Schäden inhibieren und so das unkontrollierte Wachstum von Krebszellen hemmen.
Weitere Informationen zu zielgerichteten Therapien können Sie unter „Antihormon- und zielgerichtete Therapien bei Brustkrebs“ nachlesen.
Eine Antihormontherapie, auch endokrine Therapie genannt, kann bei einem hormonabhängig wachsenden Brustkrebs zum Einsatz kommen. Weitere Informationen zu dieser Behandlung finden Sie unter „Antihormon- und zielgerichtete Therapien bei Brustkrebs“.
Bei den Therapien gegen Brustkrebs kann es, wie bei jeder anderen Behandlung auch, zu Nebenwirkungen kommen, die aber nicht bei jeder Patientin oder jedem Patienten auftreten müssen. In vielen Fällen sind diese Nebenwirkungen aber gut in den Griff zu bekommen. Weitere Informationen zu Nebenwirkungen von Brustkrebstherapie, und wie diese gelindert werden können, finden Sie im Text „Umgang mit Nebenwirkungen“
Bei metastasiertem Brustkrebs ist meist keine Heilung mehr möglich. Trotzdem können verschiedene Therapien durchgeführt werden, um vorhandene Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Mehr zu diesen palliativen Therapieoptionen erfahren Sie unter „Palliativmedizin“.