Bestimmte Veränderungen im Erbgut können das Risiko für Brustkrebs erhöhen. So haben beispielsweise Menschen mit einer Mutation im BRCA1- oder BRCA2-Gen ein größeres Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken. Ein genetischer Test kann zeigen, ob Sie TrägerIn der Mutation sind.

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Erblicher Brustkrebs – welche Rolle spielen die Gene?

Familiärer Brustkrebs

Etwa jede achte Frau erkrankt in ihrem Leben an Brustkrebs. Meistens tritt die Erkrankung zufällig auf, in manchen Fällen ist das Risiko zu erkranken allerdings durch familiäre Veranlagung deutlich erhöht. Etwa einer von zehn Brust- oder Eierstockkrebsfällen ist erblich bedingt. Eine Häufung von diesen Krebserkrankungen in der Familie kann auf genetisch verursachten Brustkrebs hinweisen. Den Betroffenen begegnen in diesem Zuge zahlreiche Fachbegriffe und die zugrundeliegende Genetik ist nicht immer leicht zu verstehen. Daher werfen wir an dieser Stelle für ein besseres Verständnis einen Blick auf die Funktion der Erbinformation sowie Ursachen und Formen von Mutationen. Darüber hinaus finden Sie im Folgenden Informationen zur Häufigkeit des familiären Brustkrebses sowie zu entsprechenden genetischen Testungen.

Unser Erbgut: DNA, Gene, Chromosomen

Fast jede Zelle des Menschen trägt unsere gesamte Erbinformation in sich. Diese liegt im Zellkern in Form von Chromosomen vor. Die Chromosomen bestehen aus kompakt aufgewickelter Desoxyribonukleinsäure (DNA). Diese ist als Doppelstrang aus vielen kleinen Einzelbausteinen (Basen) aufgebaut. In ihrer Form ähnelt die DNA einer gewundenen Strickleiter. Die Kombinationen aus vier verschiedenen Basen, bilden den Code für die Erbinformation und die „Stufen“ der Strickleiter. Einzelne Abschnitte der DNA nennt man Gene. Sie enthalten den „Bauplan“ für Moleküle wie zum Beispiel Eiweiße (Proteine).

Diese so gebildeten Genprodukte sind unverzichtbar für alle Prozesse im Körper, auch die Aktivität von Zellen. So fördern manche das Wachstum von Zellen, während andere wiederum übermäßige Zellteilung regulieren. Jedes Chromosom liegt in zweifacher Ausfertigung vor – beide Elternteile haben uns je eine Kopie mitgegeben.

Was trägt zur Krebsentstehung bei?

Strahlung, Chemikalien, aber auch Viren können die DNA schädigen. Schäden der DNA können zum Beispiel ein gebrochener Strang (Einzelstrangbruch) oder zwei gebrochene Stränge (Doppelstrangbruch) sein. Auch die Basen können falsch eingebaut werden, sodass entweder eine Base fehlt, eine zusätzliche Base vorhanden ist oder die falsche Base verwendet wird. Damit Zellen sich teilen können, muss auch die DNA verdoppelt werden. Hierbei kann es zu weiteren Fehlern kommen.

Ist Brustkrebs genetisch bedingt? Die Rolle der Reparaturgene

Damit Schäden in der DNA im Rahmen der Zellteilung nicht an die Tochterzelle weitergegeben werden, wird die DNA vor der Zellteilung von verschiedenen Proteinen auf Schäden untersucht, sodass diese behoben werden können.
Dazu besitzt die Zelle zahlreiche verschiedene Moleküle für die Reparatur, darunter: BRCA1, BRCA2, CHEK2, PALB2 und RAD51. Die Erbinformation für diese Moleküle ist wiederum auf der DNA gespeichert. Befindet sich hier nun eine Mutation in einem entsprechenden Abschnitt der DNA, so kann das Reparaturprotein nicht mehr richtig arbeiten. Dies hat eine Anhäufung von immer mehr Fehlern im Erbgut zur Folge und Krebs kann entstehen.

Allerdings liegt die Erbinformation für Proteine immer in doppelter Ausführung vor – einmal von der Mutter und einmal vom Vater. Besitzt eine der Erbinformationen eine Mutation, bedeutet das noch nicht zwangsläufig, dass Krebs entsteht. Die zweite Ausführung der DNA dient als eine Art „Sicherungskopie“. Erst wenn die zweite Erbinformation, zum Beispiel durch äußere Einflüsse, ebenfalls geschädigt ist, entsteht der Krebs.

Keimbahnmutation und somatische Mutation

Es werden zwei Arten von Mutationen unterschieden. Diese Unterscheidung ist wichtig für die Einschätzung des Risikos für erblichen Brustkrebs in einer Familie.

Eine Keimbahnmutation

Eine somatische Mutation

Genmutationen und Erkrankungswahrscheinlichkeit

Die häufigsten Mutationen bei Brustkrebs betreffen die Gene BRCA1 und BRCA2 (BRCA = Breast-Cancer; Brustkrebs). Einer von 200 Menschen trägt eine solche BRCA-Mutation. Etwa 70 von 100 Frauen mit einer BRCA-Mutation erkranken im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Aber auch etwa 6 von 100 Männern mit BRCA-Mutation entwickeln Brustkrebs.
Bei Menschen mit BRCA-Mutationen tritt die Erkrankung häufig früher auf als bei Menschen ohne eine solche Mutation. Zudem ist das Risiko, dass auch die andere Brust Krebs entwickelt, höher. Zusätzlich verläuft die Krankheit oft aggressiver. Auch andere Krebsformen, wie beispielsweise Eierstockkrebs, werden durch BRCA-Mutationen begünstigt.

Neben BRCA1 und BRCA2 können auch die Reparaturgene CHEK2, RAD51 oder PALB2 Brustkrebs, aber auch andere Krebserkrankungen auslösen. Bei Frauen erhöht eine CHEK2-Mutation das Risiko an Brustkrebs zu erkranken nur mittelmäßig, allerdings erhöht sie auch das Risiko für Bauchspeicheldrüsen-, Prostata- oder Darmkrebs leicht. Eine Mutation des PALB2-Gens erhöht das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs, eine Mutation im RAD51-Gen das Risiko für Eierstockkrebs.

Ge(n)Wissheit fürs Leben: Informationen rund um Genmutationen und Krebs

Wie Gene die Krebsentstehung beeinflussen, welche Mutationen eine besondere Rolle spielen und wichtige Informationen rund um genetische Testungen – all dies erfahren Sie auf der Website www.gen-wissheit.de.

Wann ist ein Gentest bei Brustkrebs sinnvoll?

Sind Sie bereits erkrankt oder tritt Brustkrebs in Ihrer Familie gehäuft auf, kann ein genetischer Test auf eine der häufig an der Krebsentstehung beteiligten Mutationen sinnvoll sein. Zu wissen, welche Mutationen bei Ihnen vorliegen, kann für die Behandlung und Risikoeinschätzung weiterer Krebserkrankungen wichtig sein.

Im Sinne einer optimalen Therapieplanung ist es empfehlenswert, dass PatientInnen mit Triple-negativem oder Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs spätestens im fortgeschrittenen Stadium ihren BRCA-Status kennen.

Liegt bei Ihnen ein erhöhtes Krebserkrankungsrisiko vor, kann dies auch Familienangehörige betreffen. Die Entscheidung, den Test durchführen zu lassen, ist aber immer eine persönliche und individuelle Entscheidung. Sind Sie TrägerIn eines mutierten Gens, so ist eine genetische oder psychologische Beratung möglich.

Beispielhafter Ablauf einer Beratung/Testung:

1. Telefonische Kontaktaufnahme

2. Sprechstunde

Positiver Gentest bei Brustkrebserkrankung

Sind Sie an Brustkrebs erkrankt und TrägerIn einer BRCA-Mutation, so kann der Brustkrebs eventuell gezielter behandelt werden. Zum Einsatz kommen hierbei sogenannte PARP Hemmer, auch PARP-Inhibitoren genannt. PARP-Hemmer können beim fortgeschrittenen triple-negativen (hormonunempfindlich und negativ für HER2) oder bei Hormonrezeptor-positivem/HER2-negativem Brustkrebs Anwendung finden, wenn vorab bereits bestimmte Therapien erfolgt sind. Diese Medikamente hemmen die Poly-Adenosin-Diphosphat-Ribose-Polymerase (PARP), ein weiteres wichtiges Protein für die Reparatur der DNA. Da in Krebszellen der Reparaturweg mittels BRCA nicht mehr funktioniert, sterben die Krebszellen, wenn auf diese Weise medikamentös auch ein zweiter Reparaturweg ausgeschaltet wird und die Reparatur defekter Erbinformation verhindert wird. Da bei entsprechenden Mutationen auch das Risiko für andere Krebserkrankungen erhöht sind, werden engmaschige Früherkennungsmaßnahmen empfohlen.

Positiver Gentest bei gesunden Ratsuchenden

Wurde bei Ihnen eine Mutation nachgewiesen, obwohl Sie noch nicht erkrankt sind, werden Sie von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ausführlich beraten. Abhängig von Ihrem Alter und ob Ihre Kinderplanung bereits abgeschlossen ist, können Eierstöcke und Brust als vorbeugende Maßnahme entfernt werden. Dies ist aber insbesondere im jungen Alter nicht zwingend notwendig. Stattdessen werden engmaschige Früherkennungsmaßnahmen getroffen.

Beratungsgespräch und Gentest für gesunde Ratsuchende wird empfohlen bei (www.krebsgesellschaft.de):

Erkrankungen von mindestens (mütterlicherseits oder väterlicherseits):

                                                                                                              * unabhängig vom Alter

* unabhängig vom Alter

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