Eine Krebserkrankung wirkt häufig auch in das soziale Umfeld der betroffenen Person hinein. Als PartnerIn, FreundIn oder Familienmitglied sind auch Sie Belastungen ausgesetzt - und dabei gleichzeitig eine wichtige Stütze in dieser herausfordernden Zeit.
Im interaktivenWird im Familien- oder Bekanntenkreis die Diagnose Brustkrebs gestellt, betrifft es nicht nur die erkrankte Person, sondern das gesamte Bezugsumfeld. Sie sind nun als vertraute Bezugsperson gefragt. Viele offene Fragen, Ängste und Entscheidungen stehen im Raum und drängen darauf bewältigt zu werden. Eine ausgesprochen fordernde Situation, die auch für Angehörige sehr belastend sein kann. Wir wollen Ihnen daher hier ein paar Hinweise und Ideen vorstellen, um Halt schenken zu können, ohne Ihre eigenen Bedürfnisse aus dem Blick zu verlieren.
Nach dem Durchlaufen aller diagnostischen Untersuchungen kommt es in der Regel zu einem Aufklärungsgespräch, um das weitere Vorgehen und die Therapie des Brustkrebses zu besprechen. Als Angehörige/r dürfen Sie ebenfalls daran teilnehmen und können eine große Hilfe sein. Da die seelische Belastung für den/die PatientIn zu diesem Zeitpunkt sehr groß ist, fällt es ihm oder ihr mitunter schwer, sich auf die zahlreichen Informationen zu konzentrieren. Als Angehörige/r können Sie helfen, das Informationsbedürfnis des/der PatientIn im Blick zu behalten und wichtige offene Fragen anzusprechen, um mehr Klarheit zu verschaffen. Bedenken Sie hierbei, dass ein Arzt oder eine Ärztin im unruhigen Krankenhaus- oder Praxisalltag oft leider nicht unverlangt auf alle Aspekte im Detail eingehen kann. Schreiben Sie sich also am besten vorab alle wichtigen Punkte und Fragen auf. Indem Sie gezielt wichtige Informationen einholen ermöglichen Sie im Anschluss eine fundierte Entscheidung über die Therapie durch den/die PatientIn.
Einen Überblick und Vorschläge für relevante Fragen für den Arztbesuch finden Sie hier.
Ob stationär oder ambulant, OP, Strahlen- oder Chemotherapie: die verschiedenen Therapieoption bei Brustkrebs können einen drastischen Einschnitt in Ihren Alltag bedeuten. Ihre Hilfe wird wohlmöglich für das Hin- und Zurückfahren, für Beistand beim Umgang mit Nebenwirkungen oder schlichtweg für die emotionale Unterstützung des/der PatientIn benötigt. Denn eine Krebsbehandlung kann die Betroffenen mitunter stark einschränken und verlangt ihnen viel Kraft ab. Zusätzlich zur körperlichen Belastung kommt die seelische Anstrengung. Angesichts dieser Ausnahmesituation kann es bei Betroffenen zu Gefühlen wie Angst, Wut und Abweisung, auch Ihnen gegenüber, kommen.
Versuchen Sie, sich in solchen Situationen ins Gedächtnis zu rufen, dass Ihr/e PartnerIn seinen/ihren Gefühlen nur in einem Umfeld der Geborgenheit und Sicherheit freien Lauf lassen kann. Müdigkeit und Gereiztheit können ebenso Folgen der Therapie sein und führen zu einer sehr geringen Belastbarkeit des/der PatientIn. Womöglich kommt daher eine Mehrbelastung im Haushalt, in der Kinderbetreuung und bei weiteren alltäglichen Verantwortungen auf Sie zu. Ihre Unterstützung ist sehr wertvoll, dennoch sollten Sie auch Ihr eigenes Wohlbefinden nicht aus den Augen verlieren und bei Überlastung Ihre Alltagsstruktur anpassen, neue Maßstäbe setzen und gegebenenfalls Kontakt mit dem Arzt aufnehmen. Denn nur, wenn Sie auch gut auf sich selbst Acht geben, können Sie ein/e starke/r Verbündete/r im Kampf gegen den Krebs sein.
Für pflegende Angehörige von Menschen mit Krebs besteht die Möglichkeit, eine Rehabilitation („Kur“) zu beantragen. Hierfür muss ein entsprechender Antrag gestellt und in Abhängigkeit von der individuellen Situation bewilligt werden. Ihre Krankenkasse oder Ihr/e ÄrztIn kann Sie zu diesem Thema beraten.
Viele KrebspatientInnen haben im Rahmen der Therapie und der Erkrankung mit Übelkeit, Brechreiz, Appetitlosigkeit oder entzündeten Schleimhäuten im Mund und Darm zu kämpfen. Einer gesunden Ernährung, die an die individuellen Bedürfnisse des/der PatienIn angepasst ist, kommt in dieser Situation eine ganz besondere Bedeutung zu. Lassen Sie sich unterstützen und nutzen Sie die Möglichkeit, eine/n ErnährungsberaterIn mit einzubeziehen. Mit dieser Hilfe können Sie einen Speiseplan erstellen, der allen Wünschen und Vorlieben gerecht wird. Ihre Krankenkasse übernimmt die Kosten für eine entsprechende Beratung. Ganz nebenbei kann Ihnen das Kochen ein positives Gefühl verschaffen, da Sie die erkrankte Person aktiv verwöhnen können. Aufgrund der oben genannten Begleiterscheinungen kann das Thema Essen allerdings ein sehr spontanes alltägliches Ereignis werden, denn feste Essenzeiten sind bei fehlendem Appetit und Übelkeit nur schwer einzuhalten aber im Grunde auch nicht notwendig. Der/die Erkrankte sollte immer nur dann auch zum Essen motiviert werden, wenn er oder sie Appetit verspürt.
Nicht nur die praktischen Dinge des Alltags sind nach der Diagnose Brustkrebs von Veränderungen geprägt, auch die Partnerschaft ist davon betroffen. Nach dem Schock der Diagnose treten die lustvollen Dinge unter den gegebenen Umständen zunächst in den Hintergrund, gelten manchmal vielleicht sogar als eher unwichtig. Offen über eine eventuelle körperliche Distanzierung und damit verbundene sexuelle Wünsche zu sprechen, ist zwar nicht einfach, für alle Beteiligten aber durchaus hilfreich. Sex kann für den/die Erkrankte/n zuweilen körperlich oder emotional schwierig sein, körperliche Nähe und Zärtlichkeiten sind jedoch möglicherweise erwünscht.
Es kann auch umgekehrt sein: Die Erkrankung Ihres Partners oder Ihrer Partnerin kann in Ihnen eine Zurückhaltung, Angst oder Verunsicherung hervorrufen. Um Missverständnisse und falsche Vermutungen, aufgrund vermeintlicher Ablehnung oder Abweisung, zu vermeiden, ist ein offener Umgang mit den eigenen Gefühlen und Wünschen sehr wichtig. Nehmen Sie sich Zeit, einander neu zu entdecken, eine neue Leichtigkeit zu entwickeln, sich an die neue Situation zu gewöhnen und Ihr gemeinsames Sexleben und die Gestaltung von Intimität bewusst anzugehen. Erinnern Sie sich gemeinsam an positive gemeinsame Erlebnisse und Sinnlichkeiten, verwerfen Sie den Leistungsdruck beim Sex und konzentrieren Sie sich stattdessen gänzlich auf den Austausch von Zuneigung, Geborgenheit und Zweisamkeit.
Der Austausch mit anderen Angehörigen von Krebserkrankten kann sehr hilfreich sein. Im gemeinsamen Gespräch können Sie Unsicherheiten thematisieren, von anderen Betroffenen wertvolle Impulse bekommen oder sich einfach Dinge von der Seele reden. Neben zahlreichen Plattformen im Internet gibt es auch einige Selbsthilfegruppen vor Ort. Über die NAKOS-Datenbank können Sie eine Gruppe in Ihrer Nähe suchen. Weitere Informationen finden Sie im Artikel
"Wie finde ich eine Selbsthilfegruppe?".
Ihr/e erkrankte/r PartnerIn kann in dieser schweren Zeit Schamgefühl, Wut, Angst und Trauer empfinden, Sie abweisen und gleichzeitig mehr denn je Ihre Unterstützung brauchen. Sie wiederum könnten anfangen Ihre eigenen Probleme in den Hintergrund zu stellen, sich abkapseln und Ihren Partner oder Ihre Partnerin übermäßig schonend zu behandeln. Um auf beiden Seiten das Gefühl der Überforderung und der Einsamkeit zu verhindern, nehmen Sie die Krankheit gemeinsam ernst, beschäftigen Sie sich aber nicht pausenlos damit. Beziehen Sie Ihre/n PartnerIn in die alltägliche Routine mit ein, so entlasten Sie sich selbst und geben Ihrer/Ihrem PartnerIn die Möglichkeit sich gebraucht zu fühlen, weiterhin für Sie da sein zu können und lenken so vielleicht sogar für eine Zeit von der Krankheit ab. Hilfe von Freunden und Verwandten können Sie mit gutem Gewissen annehmen. Dasselbe gilt für die Angebote von Krankenkassen und ÄrztInnen. Die Erkrankung der Person in Ihrem unmittelbaren Umfeld wird auch Ihnen einiges abverlangen. Mit offener Kommunikation, der Achtung Ihres eigenen Gleichgewichts, einem Ausgleich, Akzeptanz und Offenheit ist die Bewältigung dieser Zeit realisierbar.